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Warum wir Pflanzenkohle herstellen

Im Jahr 2020 haben wir in den Hochbeeten an der Bundesgeschäftsstelle Pflanzenkohlekompost eingearbeitet und beobachtet, wie die Pflanzen sich entwickeln. Die Kohle bekamen wir von der Freien Universität Berlin (AG Geoökologie).

Dieses Projekt ist durch die freundliche Unterstützung des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde möglich

Die Frage war: Schießen die Pflanzen wie Raketen aus dem Boden, und können wir uns vor Gemüse nicht mehr retten? Oder gibt es eine ganz normale Ernte? Unser Ergebnis war eindeutig: Riesige Kohlpflanzen, über den Kopf wachsender Mais und jede Menge Bohnen – die Pflanzen wuchsen viel höher und trugen mehr Früchte als im letzten Jahr. Da hatten wir noch keinen Pflanzenkohlekompost im Beet. Deswegen heißt es für uns seitdem: Her mit der Kohle!

Hintergrund ist, dass Pflanzenkohle ein großes Potential bei der Bindung von CO2 aus der Luft hat, wie unter anderem der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Bundestages festgestellt hat.

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/021/1802121.pdf#page=49

Wie wir Pflanzenkohle herstellen

Pflanzenkohle kann jede*r relativ leicht selbst herstellen. Wir haben uns dafür ein sogenanntes „Kon-Tiki“ zugelegt. Das Prinzip ist einfach, denn Pflanzenkohle wurde bereits seit Beginn der Eisenzeit in sogenannten Kohlenmeilern hergestellt. Das „Kon-Tiki“ ist eine Weiterentwicklung dieses Prinzips. Dabei wird Holz (Äste, Zweige, holzige Reste aus dem Garten) in einer Art Feuertonne verkohlt. Die Temperaturen werden dabei so hoch (über 450 Grad Celsius), dass es zur sogenannten Pyrolyse kommt. Durch die hohen Temperaturen und dadurch, dass wenig Sauerstoff ans Holz Ausschusses für Bildung, Forschung undTechnikfolgenabschätzungkommt, kann es nicht zu Asche verbrennen und wird zu Pflanzenkohle. Im Gegensatz zur Verbrennung oder natürlichen Verrottung von Holz wird während der Pyrolyse nur ein Teil des gebundenen Kohlenstoffs aus dem Holz wieder in die Atmosphäre freigesetzt. Ein großer Teil des Kohlenstoffs bleibt als Kohle sehr lange Zeit gebunden. Das ist gut fürs Klima.
Die fertige Kohle muss noch mit Nährstoffen „aufgeladen“ werden, bevor sie ins Beet kommt. Dazu packen wir sie in unseren Kompost und lassen sie dort mitreifen. Das hat den positiven Effekt, dass auch der Kompost besser wird, weil weniger Nährstoffe ausgewaschen und auch Gase gebunden werden, die im Kompost entstehen. Das optimale Verhältnis ist ein Teil Pflanzenkohle auf zehn Teile Kompost. Den fertigen Kompost mischen wir dann auch wieder im Verhältnis 1:10 in die Erde in unseren Beeten.

Und so läuft das Ganze ab:

Die Geschichte der Terra Preta

Mensch, Maya!
Unsere Geschichte beginnt im Jahr 1541, als die ersten Europäer den Amazonas herunterfuhren. Sie waren auf der Suche nach Gold. Ganz nebenbei fiel ihnen auf, dass die Ureinwohner mitten im Amazonas große, üppig wachsende Waldgärten angelegt hatten, aus denen sie sich mit Mais, Bohnen, Kürbissen, Tomaten und allerlei anderen Leckereien versorgten. Und das auf dem eigentlich sehr kargen Regenwaldboden.
Heute wissen wir, woran es lag. Vorsicht, jetzt wirds wissenschaftlich: In den letzten Jahrzehnten fanden Forscher im Amazonasgebiet fruchtbare Schwarzerden, die als „Terra Preta“ bekannt sind. Der Humus in den Böden enthält sehr viel Pflanzenkohle. Und diese Pflanzenkohle ist zum Teil über 500 Jahre alt. Sie ist das Geheimnis der Fruchtbarkeit dieser Böden, die auch heute noch besonders ertragreich sind. Denn die Pflanzenkohle lädt sich über biologische Umwandlungsprozesse wie Fermentierung und Kompostierung mit Nährstoffen auf, die aus allen möglichen organischen Abfällen und mineralischen Rückständen von Asche stammen. Pflanzenkohle ist sehr fein und hat viele Poren und damit eine sehr große Oberfläche. Deshalb ist sie ein guter Speicher für Nährstoffe und Wasser. Sie bietet außerdem Mikroorganismen wie Bodenbakterien und Mykorrhiza-Pilzen, die das Pflanzenwachstum fördern, einen stark vergrößerten Lebensraum. Die Pflanzenkohle saugt sich voll wie ein Schwamm und kann das Vielfache ihres Gewichtes aufnehmen. Kein Wunder, dass es in den Waldgärten der Maya so grünte und blühte.

Mit wem wir Pflanzenkohle herstellen

Wir sind offen für die Zusammenarbeit mit allen, die am Thema Pflanzenkohle und Terra Preta interessiert sind. Das können Bildungseinrichtungen, Hochschulprojekte, Urban Gardening-Initiativen, Kleingärten oder andere Interessierte sein. Wenn ihr ein Projekt habt, oder starten wollt, dann nehmt mit uns Kontakt auf.

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